Relocation Services

Ready to Relocate?

Tag für Tag wird in den Medien über den Fachkräftemangel berichtet. Monat für Monat zeigt der Arbeitsmarktbericht düstere Prognosen für eine erfolgreiche Stellenbesetzung. Jahr für Jahr verliert Deutschland rund 400.000 Erwerbstätige durch den demographischen Wandel.

Es fehlen Ingenieure, IT-Spezialisten, Ärzte, Pflegekräfte, Handwerker, Köche, Erzieher und die Liste ließe sich noch beliebig fortsetzen. Aktuell wird die Geschäftstätigkeit bereits jedes zweiten Unternehmens unmittelbar durch den Fachkräftemangel beeinträchtigt.

Die Unternehmen und Verbände bemühen sich intensiv um Auszubildende und regierungsseitig gibt es vielfältige Initiativen, um die Studienanfänger in den gefragten Fachrichtungen signifikant zu erhöhen. Gesamtwirtschaftlich gesehen kann dadurch der Bedarf allerdings nicht gedeckt werden, denn wer für die eine Fachrichtung gewonnen wird, fehlt in einer anderen.

Somit liegt der Schluss nahe, dass ein entsprechender Zuzug aus dem Ausland die Lösung bringt. Das seit dem 1. März 2020 geltende Fachkräfteeinwanderungsgesetz hat die Rahmenbedingungen für die Einstellung ausländischer Arbeitskräfte erheblich vereinfacht, und Portale wie „Make it in Germany“ bieten den Unternehmen vielfältige Unterstützung und Informationen.

Doch ist es damit getan, die gewünschte Qualifikation in der großen weiten Welt zu finden und zu einer Unterschrift auf dem Arbeitsvertrag zu bewegen? Unsere Münchner Partnerin Daniela Lucas sprach mit Elisabeth Sommer, die auf über 25 Jahre Erfahrung mit Relocation Services zurückblickt und in dieser Zeit mit ihrem Team mehrere Tausend ausländische Arbeitnehmer bei und nach der Ankunft in Deutschland begleitet hat. Ihr Unternehmen ist seit 2019 Teil der Clapham-Gruppe.

Frau Sommer, welches sind nach Ihrer Erfahrung die häufigsten Probleme, die sich beim Zuzug ausländischer Arbeitnehmer ergeben?

Als Münchnerin fällt mir da als erstes der angespannte Wohnungsmarkt ein. Ist es schon für Einheimische schwer genug bezahlbaren Wohnraum in den Großstädten zu finden, wird das für Ausländer fast ein Ding der Unmöglichkeit. Insbesondere gegenüber Mietern aus Nicht-EU-Staaten sind die Ressentiments groß. Die Vermieter befürchten Ärger mit den Nachbarn z. B. wegen fremdartiger Essensgerüche oder gehen stillschweigend davon aus, dass so jemand sowieso nicht lange bleibt.

Des Weiteren bleibt der formale Prozess durch die Behördenlandschaft schwierig und langwierig. Zwar sieht das Fachkräfteeinwanderungsgesetz die Möglichkeit eines beschleunigten Fachkräfteverfahrens vor, dieses gilt jedoch nicht für alle Berufe bzw. Abschlüsse. Auch muss sich ein Unternehmen, das erstmals oder sehr selten ausländische Fachkräfte einstellt, zunächst mit den aktuellen Regelungen auseinandersetzen, die richtigen Anlaufstellen kennen und die richtigen Unterlagen beibringen. Da kann eine Relocation Services Agentur helfen, wertvolle Zeit einzusparen und HR zu entlasten.

Bereiten sich denn die Immigranten angemessen auf diese Situation vor?

Tatsächlich ist dies leider häufig nicht der Fall. Selbst innerhalb der EU sind die kulturellen Unterschiede deutlich spürbar. Da warten auf die neuen Mitbürger viele Stolpersteine und Überraschungen. Vom Muslim, der bei seinem neuen Arbeitgeber den Gebetsraum vermisst, bis zum Amerikaner, der nicht alles auf Englisch regeln und im Kiosk nicht mit Dollar bezahlen kann.

Es wäre wünschenswert, dass die Immigranten bereits in ihrer Heimat ein interkulturelles Training absolvieren, um sich mit den anderen Gepflogenheiten vertraut zu machen. Natürlich kann man solche Kurse auch in Deutschland besuchen. Leider müssen die Unternehmen und/oder Arbeitnehmer selbst die Initiative dafür ergreifen. So wird der Kulturschock oft billigend in Kauf genommen in der Hoffnung, dass schon alles irgendwie gut gehen möge.

Was können die Unternehmen darüber hinaus noch für ein gelungenes Onboarding tun?

Es ist unbedingt wichtig, den neuen Mitarbeiter mit seinen ganzen Fragen nicht allein zu lassen. Und dabei sind nicht nur die beruflichen Fragen gemeint. Das geschieht am besten über einen persönlichen Buddy, der sich in den ersten Monaten proaktiv um das Wohlbefinden kümmert und Unterstützung anbietet. Bei vielen formalen Dingen wie Genehmigungen, Versicherungen, Bescheinigungen usw. ist vor allem HR gefragt. Den Druck bei der Wohnungssuche kann man zum Beispiel durch temporäre Appartements oder Gästehäuser entzerren.

Welche Dienstleistungen bieten Agenturen für Relocation Services in diesem Zusammenhang an?

Die Dienstleistungen können in unterschiedlichen Paketen gebucht werden. Am häufigsten nachgefragt wird das Wohnungssuche/Behörden-Paket. Wenn die Familie mitkommt, müssen für die Kinder auch Kindergarten oder Schulplätze gesucht werden. Nicht zu vergessen ist auch die Suche nach einer qualifizierten Arbeitsstelle für den Ehepartner. Die Begleitung erfolgt meist über einen Zeitraum von 2 bis 6 Monaten. Tatsächlich sind diese Dienstleistungen nicht nur bei der Einstellung ausländischer Mitarbeiter interessant, sondern können auch bei einem Umzug innerhalb Deutschlands wertvolle Entlastung bieten. Schließlich soll sich der neue Mitarbeiter vom ersten Tag an voll und ganz auf seine Arbeit konzentrieren können.

Wie oft kommt es vor, dass die Integration scheitert und was sind die Gründe dafür?

Mit Relocation Services in Kombination mit einem Buddy-Programm gelingt die Integration zum Glück in den allermeisten Fällen. Ein Augenmerk sollte man allerdings darauf richten, dass auch die Familie schnell heimisch wird. Hierfür ist eine gute Vernetzung hilfreich, mit anderen Zugezogenen in der Stadt, mit Gruppen aus dem gleichen Kulturkreis zwecks Erfahrungsaustausches oder auch über Vereine zur Freizeitgestaltung.

Eine Integration im ohnehin multikulturellen Umfeld einer Großstadt ist in der Regel leichter als in sehr ländlichen Regionen. Dort kann manchmal schon die gewohnte Ernährung zum Problem werden.

Frau Sommer, Sie leben derzeit in Irland. Welche Erfahrungen haben Sie mit Ihrer eigenen Relocation gemacht?

Zunächst hat mich der Wohnungsmarkt in Dublin schockiert. Die Wohnungssuche gestaltete sich deutlich schwieriger und teurer als in München. Ansonsten wurden wir von den Iren mit herzlicher Freundlichkeit und großer Offenheit aufgenommen. Eine solche Willkommenskultur würde ich mir in Deutschland auch wünschen.

Vielen Dank für das interessante Interview.  

Über Daniela Lucas

Daniela Lucas ist seit 2008 Managing Partner der EXECUTIVE SERVICES GROUP am Standort München. Nach ihrem Ingenieurstudium an der RWTH Aachen und Universität Bonn arbeitete sie in Vertriebs- und Führungspositionen in der Baubranche, Energiewirtschaft und IT. Seit 2003 ist sie als Personalberaterin tätig und hat sich in diesem Metier auf die Besetzung hoch spezialisierter Ingenieurpositionen fokussiert. In ehrenamtlichem Engagement setzt sie sich u.a. für die Förderung des Frauenanteils in den technischen Disziplinen ein. Sie erreichen sie unter der Mailadresse muenchen@esgroup.de oder unter der Bürorufnummer 089-69370366. Alle Beiträge von Daniela Lucas anschauen →