In der Coronakrise haben wir eine Beschleunigung der Digitalisierung wie nie zuvor erlebt. Darüber hinaus wächst der Mangel an Fachkräften. Es wird immer schwieriger passende Kandidaten für qualifizierte Stellen zu finden. Dort, wo die gängigen Methoden der Personalgewinnung nicht mehr greifen, können nun neue Formen der spielerischen Art erfolgreich Bewerber vor allem auch online anziehen.
Mit Recruitainment können Unternehmen oder auch Personalberater ein Bild der Persönlichkeit erhalten und darüber hinaus auch Qualifikationen und Fähigkeiten testen. Im Gegenzug dazu kann der Bewerber einen Einblick in die Arbeitsabläufe erhalten oder in die Unternehmenskultur abtauchen. Ganz nach dem neuen Ansatz des Lernens, sich spielerisch Fähigkeiten anzueignen.
Was versteht man unter Recruitainment?
Beim Recruitainment (Zusammensetzung der Begriffe Recruiting und Entertainment) haben wir einen ähnlichen Ansatz wie bei der Gamification. Um den Ansatz der Gamification kennen zu lernen, sollte man sich das populärste aller Beispiele anschauen. Es stammt nicht aus dem Unternehmenskontext, ist aber bis heute ein Paradebeipiel dafür, wie mit Gamification das konkrete Verhalten von Menschen verändert werden kann: Passanten sollten motiviert werden statt der Rolltreppe die Treppe zu benutzen. Um dies zu erreichen, wurde die Treppe zu einer Klaviertastatur umgebaut. Diese Umsetzung motivierte die Menschen tatsächlich, vermehrt die Treppe zu nutzen. Das Experiment zeigt uns sehr gut, wie wir durch einen spielerischen Ansatz zu einem Verhalten motiviert werden, was wir sonst nicht zeigen würden.
Zum Video des Gamification-Projekts
Wie Gamification im Recruiting in Form von Recruitainment eingesetzt wird
Beim Recruitainment wird standardisiertes Verfahren mit spielerischen Elementen bereichert, um einerseits Kandidaten zu motivieren, aber auch um Informationen zu beschaffen. Hierbei wird sich auf die Bereiche der Personalbeschaffung, das Personalmarketing und die Berufsorientierung beschränkt.
Es versteht sich als psychologischer und wissenschaftlicher Test, um potenzielle Kandidaten den richtigen Positionen im Unternehmen zuordnen zu können. Besonders Bewerber ohne aussagekräftige Vita erhalten somit unmittelbar Matchings zu ihren Fähigkeiten und Wünschen.
Unternehmen können so den gesamten Bewerbungsprozess optimieren und für ein positives Arbeitgeberimage durch weniger Absagen und besseres Personal sorgen.
Gerade junge Kandidaten, die auch schon mit Game-based learning, das heißt spielerisch zu lernen, aufgewachsen sind können hier besonders gut auf ein Unternehmen oder eine offene Stelle aufmerksam gemacht werden. Blitzschnell kann diese dann auch über Social Media geteilt und verbreitet werden, damit sich noch mehr passende Kandidaten finden können. Das Unternehmen sticht für den Bewerber in besonderer Weise heraus und kann sich als innovatives Unternehmen präsentieren. Um nicht an Seriosität zu verlieren, bedarf es jedoch einer guten Vorbereitung.
Wie wird Recruitainment angewandt
Wir sind wahrscheinlich alle schon einem Quiz oder einer spontanen Umfrage begegnet. Das bietet sich auch in der Personalgewinnung an. Auf der Webseite des eigenen Unternehmens können so spielerisch erste Informationen über das Unternehmen vermittelt oder auch schon erste Informationen über den Bewerber abgefragt werden.
Mini-Spiele, welche innerhalb weniger Minuten durchgespielt werden können, lassen je nach Lösungsansatz des Kandidaten schon erste Softskills erkennen. Beim Recruitainment geht es nicht um Wettbewerb, sondern um die Fähigkeit kreative Lösungsansätze zu finden. Eine Fähigkeit, die gerade in unserer schnelllebigen Arbeitswelt wichtiger denn je wird.
Ein gelungenes Beispiel liefert das Beratungsunternehmen Deloitte. Für eine Rekrutierungskampagne für Hochschulabsolventen hat das Unternehmen einen interaktiven Film entwickelt. Potentielle Kandidaten durchlaufen einen ersten Arbeitstag. Aus der Ich-Perspektive erleben sie ganz unterschiedliche Szenen. Sie werden dazu aufgefordert, Entscheidungen zu treffen und bekommen daraufhin sofort Feedback, ob ihr Verhalten zur Unternehmenskultur passt. Hier geht’s zum Video.
Recruitainment exisitert nicht erst seit dem digitalen Zeitalter. Auch analog lassen sich Bewerbungsverfahren spielerisch gestalten. Hier bieten sich vor allem Simulationen einer Situation oder ein Escape Room Spiel an, bei dem die Kandidaten im Team einen Lösungsweg aus dem Escape Room finden müssen. Teamwork, Gruppendynamik und Rollverteilung lassen sich hier besonders gut analysieren.
Für wen ist Recruitainment besonders geeignet?
Besonders jüngere Zielgruppen, die auch schon mit den digitalen Medien vertraut sind, fühlen sich angesprochen. Jedoch kann es, wenn es zielgruppengerecht gestaltet ist, auch für ältere Bewerber eine gelungene Möglichkeit sein, auf eine offene Stelle aufmerksam zu machen und für eine Bewerbung zu motivieren. Auch diese Generation ist es gewohnt, stetig zu lernen und sich dem digitalen Zeitalter anzupassen.
Vorteile von Recruitainment
Unternehmen mit guten Online Assessment Centern genießen ein hohes Ansehen bei potentiellen Kandidaten. Es entstehen durch die spielerischen Anreize positive Branding Effekte. Durch dieses gezieltes Employer Branding kann sich das Unternehmen als passender und attraktiver Arbeitgeber darstellen und somit auch die begehrten Hochschulabsolventen und Young Professionals in gefragten Branchen, wie z.B. der MINT-Branche für sich gewinnen. Sie hinterlassen als starkes, digital und zielgruppenorientiertes Unternehmen einen bleibenden Eindruck.
Der Bewerber kann außerdem über unbekannte Berufszweige und Karrieremöglichkeiten aufmerksam gemacht werden. Recruitainment Anwendungen können zu jeder Tageszeit gemacht werden, so können die Aufgaben in Ruhe von zu Hause erledigt werden.
Recruitainment kann im Bewerbungsprozess eine wichtige Rolle spielen. Viele Elemente sind den Bewerbern bekannt, da sie schon mit Gaming aufgewachsen sind und dies schon immer ein fester Bestandteil in ihrem Leben war. Die Freude an den spielerischen Elementen wirkt sich positiv auf die Motivation der Bewerber aus. Sie sind entspannter und führen den Test eher bis zum Ende durch. So kann man schon vor einer persönlichen Kontaktaufnahme viel über den Bewerber erfahren und es bietet sich somit auch schon eine Gesprächsgrundlage für ein folgendes Gespräch. Mit Fortschreiten der Digitalisierung wird diese Methode für Unternehmen und Bewerber immer mehr an Bedeutung gewinnen können.
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