COVID-19 – ein Blick jenseits der Krise

ausblick_covid19_blogbeitragGrößere gesellschaftliche Veränderungen sind meist aus besonderen Krisensituationen wie Kriege, Hungersnöte, Revolutionen oder auch aus Seuchen heraus entstanden. Es ist menschlich, gerne im Gewohnten zu verharren, denn damit ging es uns ja letzte Woche oder letzten Monat eigentlich noch ganz gut.

Warum also was ändern? Neues ist unbequem und wer kann schon die Risiken überschauen, die es mit sich bringt?

Mutige, freudig-neugierige und hoch innovative Persönlichkeiten sind sehr selten. Die breite Basis bewegt sich leider erst, wenn sie sich bewegen muss. Und das ist eben dann, wenn man auf das „Bewährte“ keinen Zugriff mehr hat oder wenn die alte Situation so unerträglich geworden ist, dass der Schritt nach vorne höchst wahrscheinlich zum Besseren führen wird.

Die aktuell zu bewältigenden Herausforderungen sind gewaltig. Sie betreffen nahezu Jeden mit massiven Auswirkungen im Privat- und Berufsleben. Doch hierzu wird in sämtlichen Medien schon genug geschrieben. Mit diesem Artikel möchte ich deshalb aus meiner Position als Personalberaterin heraus einen Blick auf die Dinge werfen, die uns einen Funken Hoffnung geben können. Etwas worauf wir uns freuen können, auch wenn es uns in der aktuellen Situation klein und unwichtig erscheint.

„Akzeptiere ich, dass in jeder Krise auch eine Chance steckt, dann nehme ich ihr ein großes Stück Macht über mich.“ (Nina Ruge)

 

Chance Homeoffice

Homeoffice während Covid19Bei jedem neuen Suchmandat frage ich ab, inwieweit die Tätigkeit zeitweise vom Homeoffice ausgeübt werden könnte. Die Bedenken und Widerstände meiner Mandanten waren aber oftmals groß. Umso erstaunlicher ist es eigentlich, wie viele Unternehmen es angesichts der Ausgangsbeschränkungen innerhalb kürzester Zeit geschafft haben, ganz oder zumindest teilweise auf Homeoffice umzustellen. Natürlich läuft das nicht immer sofort reibungslos und auch so mancher Arbeitnehmer darf erkennen, dass es da Grenzen und Nachteile gibt.

 

Chance flexible Arbeitszeiten

Für Unternehmen, die mit global verteilten Teams arbeiten, ist das nichts Neues. Aber auch rein regional aufgestellte Unternehmen müssen sich fragen, ob der „9 to 5“ Job noch zeitgemäß ist. Da viele Arbeitnehmer derzeit tagsüber ihre kleinen Kinder betreuen müssen, können die Unternehmen entweder auf deren Arbeitsleistung verzichten oder auf flexible Arbeitszeitmodelle zurückgreifen. Eltern können sich so mit der Betreuung abwechseln, vielleicht wird neben den Abendstunden auch der Samstag mit einbezogen? Solche flexiblen Modelle wären ein Riesenschritt für die Beschäftigungsmöglichkeiten insbesondere von Müttern, die noch viel zu häufig vor die Entscheidung „Kind oder Karriere“ gestellt werden.

 

Chance Online-Formate

Webinare, e-Meetings, Filesharing, virtuelle Messen, Chatrooms für Expertendiskussionen, Videokonferenzen uvm. Das ist tatsächlich alles nicht neu. Wir wollten uns aber eigentlich erst darum kümmern, wenn wir mal Zeit haben. Die Zeit ist JETZT.

 

Chance Bildungssystem

Meines Erachtens ein besonders schwerfälliger Tanker. Jede Innovation wird jahrelang diskutiert. So lange bis sie bei Einführung schon wieder veraltet erscheint. Seit weit über 10 Jahren sind sich alle Kultusminister einig, dass die Digitalisierung Einzug in den Unterricht halten muss. Nur wie soll man das bloß anstellen? Hunderte von guten Pilotprojekten sind dazu bereits durchgeführt worden. Umgesetzt wurde fast nichts.

Aktuell nehmen das Lehrer und Schüler einfach selbst in die Hand. Das Unterrichtsmaterial wird online bereit gestellt, Aufgaben online korrigiert, Versuche in Physik oder Chemie als Video aufgezeichnet, Fragen über den Klassenchat bei WhatsApp geklärt oder die aktuelle Lektüre über eine Gaming-Plattform im Voice-Channel diskutiert. Also ich finde es klasse, auch wenn noch nicht alles perfekt funktioniert.

 

Chance zur Ruhe zu kommen

Aussteigen aus dem Hamsterrad und sich nicht mehr so extrem von außen steuern lassen. Kein Freizeitstress, kein übervoller Terminkalender, keine Pflichtbesuche, auf die man sowieso keine Lust hatte, bei wem auch immer. Wir dürfen erfahren, wie es wäre „nein“ zu sagen. Und wir können uns auf das besinnen, was uns wirklich wichtig ist und was wir eigentlich wollen. Beruflich wie privat.

Dazu gehört auch das eigene Konsumverhalten zu überdenken. Wie oft muss ich shoppen gehen und für was? Muss diese Reise unbedingt sein, oder geht es auch anders? Muss ich mit dem Auto täglich eine Tüte Milch und ein Brot holen fahren, oder kann man das auch anders organisieren? Unsere Umwelt wird es uns danken!

Wir säen also derzeit viele kleine Samenkörnchen. Lassen wir sie auf fruchtbaren Boden fallen und pflegen wir sie gut. Dann können wir nach der Krise die Ernte einfahren. Darauf freue ich mich schon. Und um nochmal Nina Ruge zu zitieren: „Alles wird gut“ und immer schön flexibel bleiben.

Sie haben Fragen dazu oder möchten uns aus anderen Gründen kontaktieren? Daniela Lucas, Partnerin der EXECUTIVE SERVICES GROUP am Standort in München, freut sich von Ihnen zu hören.

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Über Daniela Lucas

Daniela Lucas ist seit 2008 Managing Partner der EXECUTIVE SERVICES GROUP am Standort München. Nach ihrem Ingenieurstudium an der RWTH Aachen und Universität Bonn arbeitete sie in Vertriebs- und Führungspositionen in der Baubranche, Energiewirtschaft und IT. Seit 2003 ist sie als Personalberaterin tätig und hat sich in diesem Metier auf die Besetzung hoch spezialisierter Ingenieurpositionen fokussiert. In ehrenamtlichem Engagement setzt sie sich u.a. für die Förderung des Frauenanteils in den technischen Disziplinen ein. Sie erreichen sie unter der Mailadresse muenchen@esgroup.de oder unter der Bürorufnummer 089-69370366. Alle Beiträge von Daniela Lucas anschauen →