Viele Forscher bekleiden ein öffentliches Amt z.B. als Professor einer staatlichen Hochschule oder Universität oder als Wissenschaftler in einer der zahlreichen Bundes- und Landesforschungseinrichtungen. In diesen Fällen schreibt Artikel 33 Absatz 2 des Grundgesetzes vor, die Ämter nach „Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung“ zu besetzen.
Um das sicherzustellen werden aufwändige Berufungs- und Auswahlverfahren durchgeführt. Dies gilt gleichermaßen auch für die Beförderung eines Beamten. Nach §9 des Bundesbeamtengesetzes (BBG) muss diese Auswahl zudem völlig diskriminierungsfrei erfolgen.
Doch werfen wir mal einen Blick auf die Fakten (Quelle: Statistisches Bundesamt). Demnach liegt der Mädchenanteil in Deutschland in der gymnasialen Oberstufe bei rund 54 % und bei den Universitätsabsolventen sogar bei knapp 59 % (2019). Doch verfolgt man die typischen Stationen einer wissenschaftlichen Laufbahn weiter, so sinkt der Frauenanteil bei den Promotionen auf gut 45 %, bei den Habilitationen auf knapp 32 % und bei den hauptberuflichen Professoren auf 25,6 %. In der höchsten Besoldungsgruppe W3 sind es sogar nur noch 11,7 %.
Warum gehen der Wissenschaft so viele qualifizierte Frauen verloren?
Ein möglicher Grund ist sicherlich bei den Frauen selbst zu suchen. Nach wie vor neigen Frauen häufiger zu Selbstzweifeln und trauen sich weniger zu als vergleichbar qualifizierte Männer. Sie arrangieren sich gerne mit dem Status quo und sind oft nicht bereit ihre Karriere so forsch voran zu treiben wie ihre männlichen Kollegen. Aber die Effekte darauf alleine zurück zu führen, wäre wohl zu kurz gedacht.
Postdoc – Karrierekiller für Frauen?
Interessanter ist da schon die Frage, ob und inwieweit die gesamte Postdoc-Phase als frauenfreundlich betrachtet werden kann. Das Durchschnittsalter bei der Promotion liegt derzeit bei 30,5 Jahren. Es folgt in der Regel eine Zeit wirtschaftlicher Ungewissheit für die Nachwuchswissenschaftler. Häufig hangeln sie sich über verschiedene befristete Verträge weiter oder sind von der Bewilligung von Drittmitteln abhängig. Sie vertiefen ihre Forschungsergebnisse und präsentieren sie dem internationalen Fachpublikum beispielsweise auf einschlägigen Konferenzen. Überhaupt ist es für die weitere Karriere und spätere Berufung zum Professor förderlich, eine Weile im Ausland geforscht zu haben.
Wie verträgt sich das alles mit einer sinnvollen Familienplanung? Schwangerschaft, Mutterschutz und Elterngeld lassen sich nur schwer mit Befristung, Drittmittelprojekten und internationaler Präsenz in Einklang bringen. Das Durchschnittsalter bei der Habilitation, die oft als Voraussetzung für die Berufung verlangt wird, liegt bei 41,6 Jahren. Da kann frau schon ins Grübeln kommen.
Es ist anzunehmen, dass diese Spielregeln ursprünglich von Männern gemacht wurden und dabei die Belange der Frauen einfach nicht bedacht wurden. So wie auch der Mutterschutz für Vorständinnen erst im Jahre 2020 zum Thema wurde und hoffentlich bald in einer Gesetzesänderung mündet. Gibt es tatsächlich keine anderen Nachweismöglichkeiten für wissenschaftliche Exzellenz als die oben genannten? Eine „Stayonboard“-Initiative für Wissenschaftlerinnen bzw. alle hochqualifizierten Frauen wäre dringend erforderlich.
Das Professorinnenprogramm des BMBF ist diesbezüglich bereits ein sehr erfolgreicher Ansatz.
Neben der Erhöhung der Frauenquote bei den Professoren lenkt dieses Programm das Augenmerk zudem auf ein weiteres wichtiges Thema, denn es stellt die Frage nach der Geschlechtergerechtigkeit und fördert den Ausbau von Gleichstellungsmaßnahmen.
Sind es doch die unbewussten Vorurteile, denen Frauen auch heute noch immer wieder ausgesetzt sind. Der Youtube-Clip von Pantene bringt die verzerrte Wahrnehmung wunderschön auf den Punkt.
Die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an den Hochschulen leisten hier hervorragende Arbeit. Sie werden nach den Landeshochschulgesetzen bestellt, um Nachteile für Studentinnen, Professorinnen und wissenschaftliche Mitarbeiterinnen zu vermeiden oder zu beseitigen. Leider finden solche Diskriminierungen oftmals sehr unterschwellig statt und werden vom direkten Umfeld gar nicht als „Problem“ wahrgenommen.
PICTURE A SCIENTIST – Frauen der Wissenschaft ist ein schonungslos offener Dokumentarfilm, der demnächst auch in deutschen Kinos zu sehen sein wird. Er widmet sich den vielfältigen Formen der Ausgrenzung von Frauen in der Wissenschaft und der unglaublichen Energie, die diese aufwenden müssen um sich dagegen zu wehren.
Er zeigt die Geschichte von drei Wissenschaftlerinnen, die im männerdominierten MINT-Bereich um Anerkennung und Respekt kämpfen. Es ist erschreckend, dass auch im Jahr 2020 Sexismus und Diskriminierung noch in solchem Ausmaß vorhanden sind. Umso mehr tut Aufklärung not, denn nur dadurch kann ein Kulturwandel eingeleitet werden.
Frauen werden ermutigt sich zu vernetzen und gemeinsam für ihre Rechte einzutreten. Noch wichtiger wäre es aber, dass sich auch möglichst viele Männer dem Thema widmen. Sie nämlich sitzen derzeit überwiegend auf den verantwortlichen Posten, wo über Förderung oder „klein halten“ von Frauen entschieden wird. Mögen sie erkennen, dass unsere Zukunft davon abhängt, wie wir unsere gesellschaftlichen Herausforderungen nach Horizon 2020 lösen werden. Die Zeit drängt und wir können es uns einfach nicht leisten, auf die Intelligenz und Exzellenz forschender Frauen zu verzichten.
Die EXECUTIVE SERVICES GROUP in München unterstützt als Headhunter für Professoren und Wissenschaftler u.a. Hochschulen bei der Erhöhung ihrer Frauenquote. Als Kooperationspartner fördern wir zudem die Ausstrahlung und Verbreitung des Dokumentarfilms auch außerhalb des offiziellen Kinostarts, z.B. als Sondervorführung oder Online-Event. Sprechen Sie uns für weiterführende Informationen gerne an.
Damit die Förderung der Besten kein Mythos bleibt!